Mit zunehmendem Alter werden viele Dinge im Leben immer beschwerlicher, manche sogar schier unmöglich. Da ist es doch schön, wenn sich gerade mit steigender Lebenszeit eine Eigenschaft immer mehr verbessert. Manche können sich damit zwar leider nicht anfreunden, aber ich bin Tag für Tag darum bemüht, diese Gabe des Alters weiter zu entwickeln, ja geradezu einer Perfektion zuzuführen: die Vergesslichkeit.
Zugegeben, ich bin in dieser späten Entwicklung meines Geistes noch nicht perfekt, oder ehrlich gesagt, es kann mir passieren, dass ich mich einige Tage hindurch an etwas erinnere, ohne es aufgeschrieben zu haben. Auch erwache ich am Morgen und erinnere mich sehr exakt daran, dass ich aus dem Bett muss, weil ich mich schon am Vorabend auf ein köstliches Frühstück gefreut habe. Und - oh Schande - ich muss nicht lange grübeln, um zu wissen, wo ich dieses morgendliche Mahl zelebrieren werde.
Nun gut, ich möchte ja gar nicht behaupten, dass meine Vergesslichkeit ohne Fehler ist. Aber erfreulicher Weise ist mein Ich-weiß-nicht-was-ich-wollte-Training immer häufiger erfolgreich. Und ein wichtiger Beitrag zu meiner Beweglichkeit. Denn auf der intensiven Suche nach verlegten Gegenständen etwa, irre ich viele Schritte durch das Haus, schärfe dabei meinen Orientierungssinn immer wieder und entdecke letztendlich auch Dinge, die wahrscheinlich schon einmal vergebens gesucht habe.
Das Schönste daran: die Wiederentdeckung des Alten, löscht die Erinnerung daran, was ich eben suchte, vollständig. Ist es daher verwunderlich, dass ich meine Vergesslichkeit liebe und pflege?
Didi